Analysen und Interpretation – Seiten/Zeilenzählung nach der neuen Ausgabe bei Reclam, 2003, vermutlich gleich der von 1993.
„Wenn ein Mensch linkische und ungeschickte Manieren hat, so sagt man im Ghetto von ihm: Er ist ein Schlemiel! Einem Schlemiel fällt das Butterbrot immer auf die fette Seite, und wenn andere Leute eine Gelegenheit beim Schopf erfassen, so bekommt sie der Schlemiel höchstens bei der kleinsten Fußzehe, und sie entwischt ihm! Auf seinem Handel und Wandel liegt fingerdick das Pech; er steigt gleichsam durch sein ganzes Leben mit dem linken Fuß aus dem Bett.“ Leopold Gompert: Schlemiel, in: Aus dem Ghetto. Sechs Erzählungen. Leipzig 1900, S. 46
1. Analysen
Zeitstruktur in Kap. I – IV
Unter diesem Begriff wird erfasst, welche Bedeutung der Erzähler welchem Ereignis schenkt, indem er relativ knapp oder breit von ihm berichtet. Im Erzählerbericht kann man episodisches (szenisches) und summarisches Erzählen unterscheiden.
In Kap. I werden episodisch erzählt
– Einkehr im Wirtshaus (9/8 ff.),
– Empfang im Haus des Herrn John, Gespräch mit diesem (9/28 ff.),
– verschiedene Leistungen des grauen Mannes (10/29 ff.),
– Begegnung Peters mit dem Grauen, Schattenverkauf (13/29 ff.)
Die Ereignisse dieses ersten Tages enden damit, dass Peter (in Kap. II) im Gold wühlt und darüber einschläft (17/34).
Die meiste Zeit nimmt der Erzähler sich, wenn er Gespräche wörtlich (zeitgleich) berichtet: das Gespräch mit Herrn John (10/3-16) und vor allem das Gespräch Peters mit dem Grauen (14/6 – 15/31). Relativ viel Zeit nimmt der Erzähler sich für den Bericht von den wunderbaren Taten des Grauen und vom Eindruck, den dieser auf Peter macht (10/35 – 13/17).
In Kap. I werden summarisch erzählt
– die Landung (9/5 ff.),
– der Gang zum Haus des Herrn John (9/20 ff.),
– der Gang zum Rosenhügel (10/20 ff. – relativ breit),
– Peters Flucht vom Rosenhügel (13/25-27).
Am nächsten Tag (18/7 ff.) richtet Peter sich ein und lernt Bendel kennen; am übernächsten Tag (19/34 ff.) schickt er Bendel auf die Suche nach dem Grauen und erfährt, dass dieser sich „über Jahr und Tag“ (21/12) wieder melden wird; dies tut der auch am Tag vor der geplanten Hochzeit (39/32). Für die Ereignisse des ersten Tages braucht der Erzähler also etwa ‚11 Seiten‘ unserer RUB-Ausgabe (er braucht natürlich Zeit – wir rechnen der Einfachheit halber in Seiten!), für den zweiten Tag knapp 2 Seiten, für den Rest des Jahres 20 Seiten (davon 10 für die Mina-Geschichte).
Weitere Episoden werden eingeleitet mit „einst“ (22/22), „an einem schönen Abend“ (25/22); die erste Begegnung mit Mina wird relativ zur Vorgeschichte datiert (27/14-22), die zweite Begegnung erfolgt am nächsten Abend (29/31 ff.); es folgt eine kleine Episode („einst“ 31/23 ff.) und ein halbes Bekenntnis gegenüber Mina („einst“ 34/21 ff.), wonach Peter dem Vater seinen Heiratsantrag ankündigt. „Am nächsten Abend“ (35/31 ff.) begegnet er Mina kurz. Die Zeit bis zum Vorabend des entscheidenden Tages (36/9) wird durch einen kurzen Sammelbericht („öfters“ 36/5) überbrückt.
Unbestimmt wird Zeit durch verschiedene Wendungen überbrückt: „die Tag‘ und Nächte“ (22/12); „seitdem“ (24/16); „eine Zeit lang“ (24/37); „seither“ (25/11); „ununterbrochen“ (26/15); an die Vorgeschichte anknüpfend „sobald“ (27/20); „oft“ (32/26); „öfters“ (36/5). Die Formel „über Jahr und Tag“ wird wiederholt (21/12; 24/28; 33/3 -> 39/33).
Das ganze Kap. IV ist dem Thema gewidmet, wie er sich in dem Badeort jenseits des Gebirges (26/16 ff.) einrichtet und in die, wie schon sogleich gesagt wird (27/4 ff.), schließlich gescheiterte Liebe zu Mina verfällt (26/34 ff.)
Die Orte des Geschehens scheinen (in I – IV) in Hamburg zunächst konkret und lokalisierbar zu sein (Norderstraße 9/23; Breitestraße 16/25), doch sind sie bald ganz allgemein: Hotel (17/16), (in der Welt 24/23,) in einem Garten (25/28), Badeort (26/19), mein Haus (28/29 f.), unter den Bäumen vor meinem Haus (29/20), im Förstergarten (32/34).
Peter Schlemihl als Mensch (I und Anfang Kap. II)
Peter Schlemihl ist ein armer Schlucker: Er bringt von der Fahrt nur eine kleine Habseligkeit mit, die er auch noch selbst trägt, statt einen Diener zu engagieren (9/6 f.); von einem Wohn- oder Heimatort spricht er nicht. Er geht in das billigste Hotel am Platz (9(8 f.), wird selbst dort noch skeptisch gemustert (9/10 f.) und bekommt auchnur ein billiges Zimmer unterm Dach. Er weiß jedoch, was sich gehört, wenn man einen Besuch macht, und kleidet sich reinlich (9/17 ff.).
In der Welt der Reichen ist er ein Fremder: Er muss im Haus John „ein Verhör“ bestehen, ehe er eingelassen wird (9/29 f.); nicht ohne subtile Ironie erzählt er, wie er von herrn John herablassend behandelt wird. Der empfängt ihn nämlich „sehr gut wie ein Reicher einen armen Teufel“ (9/34; ähnlich bereits 9/30: hatte die Ehre…) und spricht nur ganz nebenbei mit Peter (9/34 – 10/2); dass Peter dem Diktum von der Selbstverständlichkeit, reich zu sein, beipflichtet („mit vollem überströmenden Gefühl“, 10/11 f.), ist objektiv ironisch. Seine Fremdheit in dieser Umgebung drückt er noch einmal ironisch aus, dass er hinterherschleicht, „ohne jemandem beschwerlich zu fallen“ (10/20 f.): Er gehört schlicht nicht zu den Schönen und Reichen.
In der Begegnung mit dem grauen Mann wächst bei dessen Kunststücken von Mal zu Mal seine Betroffenheit: Auf das Pflasterbesorgen reagiert Peter noch nicht (10/37 ff.); dass der Graue das Fernrohr hervorholt, verwundert Peter (11/21-23); den Teppichzauber sieht er betroffen (12/5 ff.), während die Gesellschaft überhaupt nicht darauf reagiert – wie auch beim Zeltzauber, wo Peter „unheimlich, ja graulich zu Mute“ ist (13/1), erst recht beim Pferdezauber (13/2 ff.). Der Schauder, der ihn ergriffen hat, hat sich ins Unerträgliche gesteigert (13/16 f.); er beschließt wegzugehen. [Mit dem sorgsam zum Schauder gesteigerten Grauen entstehen der abgrundtiefe Hass (50/13) und das letzte Entsetzen Peters (59/24), in dem er endgültig dem grauen Mann abschwört.]
Als dann der Graue sich ihm nähert, erschrickt er und hat Angst (13/29; 13/37 f.; 14/10), ohne sich ihm jedoch entziehen zu können: Nach dem Angebot des Schattenverkaufs ist er verwirrt (14/24 f.); der Hinweis auf die Tasche mit den unmöglichsten Inhalten erzeugt wieder einen kalten Schauder (14/36). Als ihm dann „Fortunati Glückssäckel“ angeboten wird, nimmt der Graue seinen „ganzen Sinn gefangen“ (15/19 f.): „Ich bekam einen Schwindel…“ In diesem Schwindel schließt er das Geschäft ab, und auch danach ist in ihm „noch keine Besinnung“ (16/4).
Danach macht er verwirrende Erfahrungen: Ohne Schatten ist er auch unter den normalen Menschen ein Fremder, was ihn zur verzweifelten Frage führt: „was konnte, was sollte auf Erden aus mir werden!“ (17/10 f.). Nachdem er ausgiebig geweint hat (17/4), wechselt er in ein nach Norden gelegenes Hotel, wo er vom Sonnenlicht verschont ist (17/16 ff.), und wühlt dort rauschhaft in seinem Gold (17/20 ff.). Nach seinem Traum vom forschenden Chamisso, der tot ist, was durch das Stehenbleiben der Uhr unterstrichen wird (17/33 ff.), erfasst ihn jedoch ein Überdruss am Gold (18/11 ff.) und er bezeichnet das Tauschgeschäft nur noch als törichten Handel (20/1, vgl. 18/12: törichtes Herz). Ein neuer Test, wie er als Schattenloser auf andere wirkt (19/6 ff.), lässt ihn den Plan fassen, den törichten Handel rückgängig zu machen (20/1 ff.), und setzt damit das weitere Handeln Peters (II – IV) wie das weitere Geschehen (Versuche des Grauen, ihn zum Teufelspakt zu bewegen, Kap. V – VIII) in Bewegung: als Versuche, mit der Schattenlosigkeit so oder so fertig zu werden.
Du-Anreden an Chamisso
Eine der Eigentümlichkeiten der Novelle besteht darin, dass der Ich-Erzähler Peter sich häufig an seinen Freund Chamisso als den Leser (oder Zuhörer – das wird in den beiden Briefen an Julius Eduard Hitzig klar: 4/28 ff.) seiner Geschichte wendet. Das sind einmal Stellen, an denen das Erzählen durch solche Hörer-Anreden lebendiger wird (13/4 f. und 13/10-12; 17/35 ff.); auch erklärt Peter manchmal, warum er sich im Erzählen an diesen Stellen kurz fassen möchte, weil Chamisso solches ohnehin kennt (19/16 f.; 25/16-18); gelegentlich kommentiert Peter aus „heutiger“ Sicht damit vergangenes Geschehen, dass er sich etwa schämt, so etwas seinem Freund zu beichten (17/21-23; 29/17-19). An den zuletzt genannten Stellen nähert sich die Du-Anrede-Passage dem Kommentar an.
Erzählerkommentare in I – IV
Es ist nicht immer klar zu entscheiden, ob ein echter Kommentar aus heutiger Sicht oder eine erzählte Einschätzung aus vergangener Zeit vorliegt (z. B. 17/4-10).
Oft sind die Kommentare ganz harmlos (13/23 f.; 31/32 f.; 33/16-18), auch zum Zeitgeschehen (31/18-20). Bedeutsam ist der Kommentar, mit dem die Mina-Erzählung eingeleitet wird (26/22 ff. und 27/4 ff.). Da bekennt Peter einmal, dass die Liebe vorbei ist und auch im Erzählen nicht mehr lebendig wird (26/22 ff.); der Begriff „Wahn“ (26/29 und 27/11) deutet vielleicht darauf hin, dass er nach heutiger Einschätzung Mina nicht wirklich geliebt hat, im Gegensatz zur früheren Beurteilung des Verhältnisses (32/ 11 ff.; vgl. auch 27/4 ff.). Das hängt offensichtlich mit seinem Alter (und der Herrschaft der Vernunft heute, 27/9) zusammen, könnte also auch einfach auf das „normale“ Vergehen jeglicher Liebe anspielen (27/8 ff.). – Insgesamt sagen die beiden Kommentare, dass nun nicht eine Liebesgeschichte erzählt wird, sondern eine bedeutsame Episode aus Peters Lebensgeschichte, die zur Entscheidung in der Frage des Teufelsbundes drängt.
Auch Minas Brief verdient Beachtung – sie hat in Peter den Adeligen gesehen, den sie liebt und auf den sie schweren Herzens verzichten will (33/19 ff).
Zeitstruktur in Kap. V – VIII
Am Morgen des Tages, wo Peter den Heiratsantrag machen will,
kündigt Rascal den Dienst wegen Peters Schattenlosigkeit auf (36/25ff.),
stellt der Förster ihm ein Ultimatum (3 Tage), mit Schatten zu erscheinen (37/27 ff.),
entflieht Peter (39/24-27). -> (unbestimmte Zeitlücke)
Am gleichen Tag (so wegen 44/14 f.)
begegnet Peter in der Heide dem Grauen (39/29 ff.);
er erhält dessen 1. Angebot: Tausch des Schatten gegen die Seele (40/10 ff.);
– Disput über den Wert der Seele (40/35 ff.);
dessen 2. Angebot, durch die Tarnkappe geschützt Mina von Rascal bedroht zu sehen
(41/10 ff.), lehnt Peter ab;
der Graue zeigt Peter dessen Schatten als den Schatten des Grauen (42/9 ff.);
Bendel trifft ein, verprügelt und verfolgt den Grauen (42/34 ff.).
– Peter ist einsam (43/17 f.); // Ende Kap. V
er steht im Konflikt, ob er Minas wegen auf die Seele verzichten soll (43/21 ff.).
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Neuer Tag beginnt (44/9), es vergehen zwei Tage.
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Am vierten Tag (so 44/14 f., vgl. das Ultimatum des Försters!)
kommt ein Schatten allein daher (44/21 ff.),
erkämpft Peter sich das unsichtbarmachende Vogelnest (45/18 ff.)
und geht zum Forsthaus (46/7 ff.), von einem Unsichtbaren begleitet;
er erkennt den Grauen (47/1, mit Tarnkappe), der ihm das Vogelnest abnimmt (47);
er erhält dessen 3. Angebot: Schatten plus Mina (inklusive Bestrafung Rascals) plus Kappe gegen die Seele tauschen (47/27 ff.);
Peter sieht Rascal als Bräutigam und die verzweifelte Mina (48 f.) und ist deswegen drauf und dran, den Teufelspakt zu unterschreiben (49/17 ff.; 50/35 f.).
[Großer Kommentar, mit Anrede Chamissos 49/25 ff.] (wirkt wie Zeitdehnung!)
Peter fällt in Ohnmacht, statt zu unterschreiben (50/29-37). // Ende Kap. VI
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Am nächsten Tag, als er zu sich kommt, ist Mina verheiratet (51/1 ff.) [oder geschah das am gleichen Morgen?];
vom Grauen beschimpft, geht Peter nach Hause (bis 52/11);
Peter trifft Bendel, der ihm die Ereignisse „zu Hause“ erzählt (52/22 ff.),
er trennt sich von Bendel (53/17 ff.).
Es ist Nacht (53/34), er reitet los, er ist am Tiefpunkt seines Lebens angekommen (53/36 f.). // Ende Kap. VII
Ein Spaziergänger begleitet ihn.
[Kommentar 54/17-25, über die Bedeutung der inneren Stimme]
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Am anderen Morgen (55/2) erkennt er den Grauen als seinen Begleiter;
der leiht ihm seinen Schatten (55/20 ff.);
Peter will diesen entführen, was aber scheitert (bis 56/23);
er setzt die Reise mit Schatten und dem Grauen fort;
Peter berichtet, dass er damals erkannt hat, in welchen Konflikt er durch die Abhängigkeit vom verhassten Schattenverleiher gekommen ist (57/2-15).
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[unbestimmte Dauer] ->
„Einst“ führt(e) der Graue wieder verführerische Reden (57/16 ff.);
Peter erklärt in der Rückschau, dass so der entscheidende Kampf begann (57/31):
In einem Streitgespräch eröffnet der Graue ihm die Möglichkeit, ihn jederzeit mittels des Geldsäckels zu rufen;
als der Graue ihm auf Peters Frage Thomas John als arme Seele zeigt, ist Peter entsetzt, beschwört den Bösen und wirft den Geldsäckel fort (59/15 ff.). // Ende Kap. VIII
Auswertung: Es wird ein Geschehen erzählt, das sich über sechs Tage und einen weiteren („einst“) erstreckt, von denen aber zwei nur gestreift werden; insgesamt geht es darum, ob Peter den Teufelspakt abschließt, um seinen Schatten wieder zu bekommen, sei es um Minas oder seiner neuen Stellung in der Welt willen. Beim ersten Mal rettet ihn die Ohnmacht, beim zweiten Mal der Anblick des in die Hölle gefahrenen Thomas John. Beide Male findet er so die „richtige“ Lösung in seinem Konflikt.
[Erzähltechnisch sollte man die Steigerung in den Versuchen des Grauen, Peter zu verführen, würdigen; der zweite Konflikt ist notwendig, weil der erste ja nicht von Peter entschieden, sondern er durch ein gütiges Schicksal vor einer falschen Entscheidung bewahrt wurde.]
Zeitstruktur in Kap. IX – XI
– Fortsetzung: Ruhe und Heiterkeit nach der Beschwörung des Grauen (59/32 – 60/9);
– Peter träumt von schattenlosen Menschen (60/10-24)
————— (neuer Tag)
– Peter überlegt, was er tun soll, und geht los (60/25 ff.);
– Begegnung mit einem Bauern, der sich von ihm abwendet (61/8 ff.);
– Peter setzt die Wanderung zum Gebirge fort, über Stunden (61/35 ff.).
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ein paar Regentage (62/11-15)
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– Peter kauft auf einer Kirmes Stiefel und geht los (62/15 ff.),
– bemerkt, dass er nicht normal vorankommt (62/32),
– geht weiter durch viele Landschaften
– und erkennt, dass er Siebenmeilenstiefel besitzt (63/36 f.). // Kapitel IX zu Ende
– Er beginnt dankbar zu weinen und erkennt seine Lebensaufgabe (64/1 ff.).
[Kommentar 64/10-14]
– Er geht weiter und siedelt sich in der Thebais an (64/15 ff.), geht weiter…
– und versucht mehrfach vergeblich, nach Australien zu kommen (65/13 ff.).
[Kommentar 65/26-29]
–> Vorgriff: Oft hat er später diesen Versuch vergeblich wiederholt (65/30 – 66/6)
– kommt in der Nacht in die Thebais zurück, hat die Morgendämmerung überholt!
————— (neuer Tag)
– Peter schafft an, was er als Forscher alles braucht, und beginnt seine neue Lebensweise (66/13-36).
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Sammelbericht vom Forscherleben: unbestimmte Dauer (66/37 – 67/14); Ankündigung eines letzten Abenteuers (67/14 f.) // Kap. X zu Ende
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– Peter begegnet dem Eisbären, Unfall, Erkrankung; er fällt (67/17 – 68/10)
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– [unbestimmte Zeit später] Peter erwacht im Schlemihlium (68/11 ff.), hört einiges;
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– Sammelbericht („einige Zeit“): Genesung; er erfährt auch die Vorgeschichte des Schlemihliums und den Stand Bendels und Minas (68/32 – 69/21);
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– Peter hört die Unterhaltung seiner Freunde, schreibt zum Abschied einen Brief und bricht auf nach Hause (69/21 – 70/32).
—————
– Er setzt seine Arbeit fort (Sammelbericht: länger als ein Jahr, 70/32-36)
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Peter kommt im Heute des Erzählens an (71/1 ff.),
– blickt auf seine Arbeit als Forscher zurück und kurz voraus (71/7-27)
– und wendet sich mit den Schlussworten an Chamisso als den Bewahrer seiner Geschichte (71/28-35).
Auswertung: Die Geschichte mit dem Grauen ist glücklich überstanden, aber es gibt für Peter noch keine Perspektive (2 Tage) – er will sich mit der Schattenlosigkeit arrangieren. Der entscheidende Tag ist der des Stiefelkaufs; Peter erhält die Möglichkeit und das Verständnis einer neuen Lebensaufgabe und findet in der Wüste der Einsiedler sein Zuhause (S. 62/15 ff.). Vom nächsten Tag, an dem er die Vorbereitungen fürs Forscherleben trifft, geht es zum Sammelbericht von diesem Leben (66/13 – 67/14).
Das Bärenabenteuer mit anschließender Erkrankung bereitet auf wundersame Weise die Rückkehr ins Schlemihlium vor (67/17 – 68/10); die Art und Weise, wie Peter dorthin kommt, bleibt offen. Verschiedene Episoden (68/11-31; 69/21 – 70/5, mit eingeschobenem Sammelbericht) lassen ihn die alten Freunde unerkannt wieder erleben und die gute Wendung ihres Lebens begreifen; der Bericht von der Heimkehr leitet zur unbestimmten Fortsetzung seines Forscherlebens über.
Im Heute gibt Peter seine Einschätzung der eigenen systematisch betriebenen Arbeit preis und auch seinen Auftrag und Rat an Chamisso als den Leser seines Berichts (und damit indirekt an die Leser der Novelle, die ja „später“ von Fouqué herausgegeben wird, der das Stichwort „bewahren“ aufgreift, vgl. 71/29 f. mit S. 4 f. und 6/2 ff.).
2. Interpretation
Die Interpretation dieser Erzählung muss beim Schlusskapitel ansetzen. Der Erzähler sagt seinem Freund Chamisso (vgl. 13/9 ff.; 17/21 ff. usw.), er solle seine wundersame Geschichte aufbewahren, damit sie noch manchen Menschen „zur nützlichen Lehre gereichen könne“ (71/28 ff.). Seinen Freund (Chamisso) stellt er dann vor eine Wahl: Willst du „unter den Menschen leben“ oder willst du „nur Dir und Deinem besseren Selbst leben“ (71/32 ff.)? Für beide Fälle hat er etwas zu sagen:
Im Fall a) lerne verehren zuvörderst den Schatten, sodann das Geld! Diese Lehre ergibt sich aus dem, was er in Kap. I – VIII erzählt hat; denn ohne „Schatten“ nützt das schönste Geld nichts – Gangster wie Rascal schnappen einem selbst eine liebende Frau vor der Nase weg.
Für den Fall b) gilt: Du brauchst keinen Rat. Diesen Weg hat Schlemihl selber beschritten (Kap. IX ff.).
Das bessere Selbst ist jenes Urbild des eigenen Lebens (64/10), was bei Platon „die Idee“ heißt und das einem erscheinen kann, wenn man wie Peter bereit ist, es aufzunehmen; es ist das eigene Selbst, zu dem man aus seinem „Schlafen“ erwachen kann oder erweckt werden muss, wie später Mina und Bendel bekennen (69/25 ff. – siehe unten!). Die Heiterkeit der Seele bezeugt, dass man sein besseres Selbst gefunden hat.
Woher weiß man aber, was zu tun ist, wenn man meinem besseren Selbst leben will? Das weiß einmal der Erzähler selber, das sagen dann auch Mina und Bendel im Schlemihlium in einem Gespräch, dem der Erzähler wunderbarerweise unerkannt zuhören darf. Der Erzähler erklärt, wie er dem teuflischen Angebot widerstehen konnte, seine Seele für den Schatten herzugeben, was ihm der graue Mann intellektuell brillant nahelegte (54/12 ff.: „das Wort aufzufinden, das aller Rätsel Lösung sei“). Der Erzähler vertraute gegen die intellektuellen Spiele seinem geraden Sinn und folgt wie auch sonst „der Stimme in mir, so viel es in meiner Macht gewesen, auf dem eigenen Wege“, womit er auch einen Rat Chamissos befolgte (54/22 ff.). Das führt dazu, dass er schließlich ohne Geld und Schatten dasitzt, aber heiter ist (59/31 ff.).
Ferner sagt er selber es in einem großen Kommentar, in dem er die Bedeutung seiner Ohnmacht reflektiert (49/25 ff., der Anfang von Kap. VII); in dieser Ohnmacht trat „ein Ereignis an die Stelle einer Tat“ (54/18). Das erklärt er später so: „Es war nicht ein Entschluss, den ich fasste.“ (64/9) Vielmehr „stand plötzlich meine Zukunft vor meiner Seele. Durch frühe Schuld von der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen, ward ich zum Ersatz an die Natur, die ich stets geliebt, gewiesen, die Erde mir zu einem reichen Garten gegeben, das Studium zur Richtung und Kraft meines Lebens, zu ihrem Ziel die Wissenschaft.“ Er hat das Urbild seines wahren Lebens gesehen (64/3 ff.). Diese Einsicht ist ihm aus dem zufälligen Kauf der Siebenmeilenstiefel aufgegangen.
Die passivische Wendung („ward [bzw. wurde] gewiesen“) weist auf die frühere Äußerung Schlemihls im Kommentar zurück: Ein Ereignis bringt es mit sich, dass man sich ihm beugen muss („Notwendigkeit“); wenn man diese Notwendigkeit „als eine weise Fügung“ verehren lernt, dann kann man sich mit sich selber versöhnen (50/18 ff.). Dadurch erreicht man jene Heiterkeit, die Schlemihl findet (59/33), wie Mina sie längst gefunden hat (69/28).
Damit kommen wir zur zweiten Stimme, welche dem Freund sagt, was zu tun ist: Durch eine erneute Ohnmacht (!) ist Schlemihl ins Schlemihlium gekommen und darf das Gespräch seiner Lebensgefährten Mina und Bendel anhören. Mina legt dar, dass sie einen Traum (was der Inhalt des Traums war, bleibt ungesagt – Goldbesitz? vielleicht auch die Traumexistenz der noch nicht Erwachten?) „ausgeträumt“ hat „und in mir selber erwacht bin“ (69/26). Sie bescheinigt Bendel die gleiche Heiterkeit, die daraus fließt, „dass Sie jetzt auf so gottselige Weise Ihrem Herrn und Freunde dienen“, nämlich durch seine Arbeit als Anstaltsleiter und Pfleger im Schlemihlium (69/29 ff.). Beide leben sie jetzt ihrem besseren Selbst; sie haben, wie Bendel sagt, „das erste Gaukelspiel“ ihres Lebens abgeschlossen – eine Analogie zur von Mina genannten Traumexistenz (69/31 ff.). Indem er darlegt, dass sie nun „den wirklichen Anfang erwarten“ (69/36), begibt Bendel sich auf die Bahn des christlichen Glaubens.
Es ist richtig, mit der Literaturgeschichte von Wolfgang Beutin u. a. (Metzler, 3. Aufl. 1989) in der Schlemihl-Erzählung die Entfremdungsproblematik zu sehen (S. 195). Durch das Fehlen des Schattens ist man nur den anderen fremd; die wahre Selbstfindung (oder Selbstverwirklichung) müssen jedoch auch jene leisten, welche sowohl Geld wie Schatten haben – bzw. auch im Besitz des Schattens kann man selbstentfremdet leben, wie Rascal zeigt und wie Mina und Bendel bezeugen.
Damit habe ich die großen Linien einer Interpretation gezeichnet. Man versteht also die Erzählung Chamissos (noch) nicht, wenn man literarturgeschichtlich die Zeugnisse von Doppelgängern und Schattenexistenzen erforscht, das Motiv des Teufelspaktes (den Schlemihl ja gerade nicht schließt!) identifiziert oder die Geldgier als anfänglich treibendes Motiv Peter Schlemihls im historischen Kontext des frühen Kapitalismus untersucht. Ein methodischer Fehler wäre es, wenn man „das bessere Selbst“ oder „das höhere Selbst“ (Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches I 629) nur aus seinem eigenen Verständnis oder gar aus dem heutigen Sprachgebrauch aberwitziger Esoteriker oder Reiki-Anhänger erklärte, die auf einem ganz anderen Weg als Peter Schlemihl und Mina zu ihrem höheren Selbst finden.
Für die Metaphorik von „schlafen/erwachen“ verweise ich auf meinen Aufsatz unter http://norberto42-2.blog.de/2005/07/ bzw. http://also.kulando.de/post/2007/01/05/schlafen_-_erwachen_-_aufstehen_ein_metaphernfeld; dass man zuletzt auf sich selbst verwiesen bleibt (oder sein sollte), sagt Theodor Storm im Gedicht „Für meine Söhne“ (http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/Storm/soehne.htm) in der letzten Strophe:
„Wenn der Pöbel aller Sorte
Tanzet um die goldnen Kälber,
Halte fest: du hast vom Leben
Doch am Ende nur dich selber.“
Zum ursprünglich religiösen Motiv „seine Seele verkaufen“ (vgl. Mt 6,19 ff.) siehe http://www.amertin.de/aufsatz/2002/simpsons.htm; Goethes „Zauberlehrling“ erhält vom holden Knaben eine ganz andere Lehre als Chamisso von Schlemihl (man könnte diese aber durchaus zur Deutung des Schattens heranziehen!). Eine moderne Anwendung (Auslegung) des Bildes vom grauen Mann findet sich in dem Aufsatz http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2002/0831/magazin/0001/index.html. Eine eher nette Glosse steht in der FAZ.
Schlemihls Bekenntnise
Chamissos Novelle wird durchweg in die beiden formalen Kategorien „Märchen“ und „Novelle“ oder eine Kombination beider eingeordnet. Mit dem Stichwort „Bekenntnisse“ möchte ich auf einen Aspekt des Inhalts hinweisen, den ich bisher nicht in der Literatur gefunden habe: dass Chamissos Novelle zu den Büchern gehört, in denen jemand eine Lebensbeichte ablegt. Der Bischof Augustinus hat um 400 als erster „Confessiones“ abgelegt, also in einem Gespräch mit Gott sein Leben erzählt und Gott für die Erlösung vom Irrweg gedankt; 1782 hat Rousseau seine „Bekenntnisse“ herausgegeben. Am 26. September 1813 hat Schlemihl seine Beichte bei Chamisso abgegeben – das ist natürlich Fiktion, wie ja der ganze Brief Chamissos an Hitzig die fiktive Freundschaft mit Peter Schlemihl darstellt.
Chamisso selber charakterisiert die bei ihm abgegebenen „Blätter“ (5/19) als „Beichte, die ein ehrlicher Mann im Vertrauen auf meine Freundschaft und Redlichkeit an meiner Brust ablegt“ (5/6 f.). Schlemihl betont diesen Zug des Beichtens, als er seine Erzählung vom seinem Goldrausch unterbricht (17/21) und bekennt, diesen Goldrausch vor Chamisso „zu gestehen“ mache ihn beim Erzählen noch erröten (17/21 ff.). Den zweiten, noch bedeutenderen Hinweis auf den Aspekt des Beichtens gibt Schlemihl in seinem wichtigsten Kommentar (49/25 ff.), den er so beginnt: „Ich werde mich Deinem Urteil bloß stellen, lieber Chamisso, und es nicht zu bestechen suchen.“ Mit diesem Kommentar begleitet Schlemihl die Erzählung davon, wie er drauf und dran war, den Teufelspakt zu unterzeichnen (49/22 f. und 50/39 f.), und wie ihn eine Ohnmacht davor bewahrte. Davor hat er seinen Konflikt (vgl. auch 44/4 f.!) erklärt: Aus Liebe hat er Mina an sich gebunden und müsste sie nun vor ihrem Verderben (Heirat mit Rascal) retten – anderseits hat er gegen den Grauen und eine Gemeinschaft mit ihm einen unüberwindlichen Hass (50/3 ff.). Die Ohnmacht erspart ihm die Entscheidung in diesem Konflikt (50/16 ff.) – die eigene Entscheidung holt er später im Entsetzen über die Höllenfahrt Thomas Johns nach (59/24 ff.).
In den Zusammenhang der Beichte passt auch die Redeweise vom geraden Weg (49/32 f.; vgl. 50/14) und vom eigenen Weg (54/25), den Schlemihl mit geradem Sinn (54/23) wählt, während er „diesen rätselhaften Schleicher auf krummen Wegen“ (50/13 f.) hasst.
Erst recht passt das Bekenntnis, das er zur Erläuterung seiner Erleuchtung und der neuen Lebenssicht ablegt (64/2 f.), zur Beichte: „Durch frühe Schuld von der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen, ward ich zum Ersatz … an die Natur gewiesen“ (64/4 ff.). Wenn man die „Schuld“ Chamissos untersucht, relativiert sie sich dahin, dass er angesichts der Möglichkeit, Fortunati Glückssäckel zu bekommen, von Sinnen war und von einem „Schwindel“ befallen wurde (15/17 ff., 16/4-6), nur dass er dort (anders als beim Anblick der Seele Thomas Johns, 59/24) dem gespürten Entsetzen nicht nachgab; ähnlich erging es ihm im oben genannten Konflikt (44/4 f.), doch enthebt ihn die Ohnmacht in diesem Konflikt einer Entscheidung. Dass er in einem Konflikt gestanden hat, wird beim zweiten Mal deutlich gesagt (57/28 und 57/30).
Auch in seinem Brief an die alten Freunde bekennt Schlemihl, dass er seine Behinderungen als „Buße der Versöhnung“ (70/12) versteht. Er hat sich selbst gerichtet (49/26 f.) und hat sich später mit seinem Schicksal versöhnt, als er die schicksalhaften Notwendigkeiten der Schattenlosigkeit als weise Fügung zu verstehen gelernt hat (50/18 ff.). So wird auch klar, wieso sein Bekenntnis anderen Menschen zu Belehrung gereichen könnte und wieso Chamisso keinen Rat braucht (71/28 ff.)
(Alle Sperrungen in den Zitaten stammen von mir.)
Eine Bemerkung von Lars aufgreifend möchte ich anmerken, dass auch mir eine gewisse Nähe der Erzählung zu „Faust I“ aufgefallen ist; das ist nicht nur durch die zeitliche Nähe (1806 – 1813), sondern auch durch das Motiv des Teufelspaktes bedingt. Dieser wird im „Faust“ schon nur als „Wette“ abgeschlossen, im „Schlemihl“ kommt sogar nur die Pakt-Vorform des Schattenverkaufs zum Tragen.
Auch spricht der Graue wie Mephisto manchmal Wahrheiten aus, die vom jeweiligen Partner nicht ganz verstanden werden, z.B. dass Peter seinen Schatten „von sich“ wirft (14/19 – statt nur: einen Schatten werfen) oder dass dies ein unschätzbarer Schatten ist (14/33 f.), was Peter erst später zu ahnen beginnt (17/4 ff.).
Faust unterscheidet sich aber wahrlich nicht nur in Liebesangelegenheiten von Peter; das Grauen Gretchens vor dem Teufel (V. 3471 ff.) hat nun Peter selber, da er wie Gretchen, aber anders als Faust letztlich eine reine Seele hat. Die Worte des Herrn im „Prolog im Himmel“ können deshalb sinngemäß in der Reflexion Peters auftauchen (Kommentar S. 49 f.). – Benno von Wiese betont, dass Peter dem Alltäglichen nahtrauere, vielleicht etwas zu stark; aber vom Geniekult des 18. Jahrhunderts ist wahrlich nicht viel zu spüren – Peter ungewöhnliche Leistungsfähigkeit kommt nicht aus ihm selbst, sondern aus einem Zufallsfund!
Als reizvoll empfinde ich auch einen Vergleich mit Goethes Gedicht „Der Zauberlehrling“ (1798); da sucht der Erzähler einen Teufelspakt abzuschließen, aber er wird von einer Lichtgestalt belehrt. Zu prüfen wäre, was der „Mut des reinen Lebens“ ist – der Erzähler wird jedenfalls in die Normalität des harten Arbeitens und des seltenen, aber regelmäßigen Feierns gewiesen: Seine falsche Weltsicht wird korrigiert, das ist alles.
3. Aufbau
In Kap. I wird die Ausgangssituation des späteren Geschehens erzählt:
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Peter fragt sich deshalb: „was konnte, was sollte auf Erden aus mir werden?“ (17/10)
Der erste Teil des Geschehens besteht daraus, dass Peter bzw. der graue Mann versuchen, den Verlust des Schattens rückgängig zu machen: Peter versucht, ________________________________________________________________________________
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Als Peter seinem Diener Bendel bekennt, dass er keinen Schatten hat (23/34), tritt eine erste Besserung seines Zustandes ein.
Der graue Mann unternimmt drei Versuche, Peter den Schatten wieder zu verkaufen:
1. _____________________________________________________________________________
2. _____________________________________________________________________________
3. _____________________________________________________________________________
Einmal rettet eine Ohnmacht Peter vor der Versuchung, auf das Angebot des grauen Mannes einzugehen (50/35 f.). – Diese Ohnmacht wird erzählerisch von einem großen Kommentar begleitet (49/25 ff.). Wie lautet der Kernsatz des Kommentars? ________________________________________________________________________________
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Am Ende des ersten Teils ist Peter verzweifelt; „denn ich hatte weiter auf Erden kein Ziel, keinen Wunsch, keine Hoffnung“ (53/36 f.); der erste Teil endet mit Kap. VIII.
Mit Kap. IX erlebt und setzt der Erzähler einen Neuanfang (2. Teil) seines Lebens:
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Dieser zweite Teil ist dadurch bestimmt, dass dem Erzähler seine Zukunft klar „vor meiner Seele“ (64/3 f.) steht:
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Siehst du, wie sich hier der Kernsatz des Kommentars (S. 49 f.) bewahrheitet?
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Kap. XI bildet den versöhnlichen Abschluss des Geschehens, der wiederum durch eine Ohnmacht eingeleitet wird (68/10):
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Der letzte Absatz gibt einige Aufschlüsse über den Erzähler und seine Erzählung (71/28 ff.). Wir müssen jetzt noch klären, was mit „Schatten“ gemeint ist!
http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Novellen/chamisso.htm (Inhalt, Literatur)
http://www2.digitale-schule-bayern.de/dsdaten/17/102.html (Komm. Weiß, Kap. 1-8)
http://www.lesekost.de/Klassik/HHLKL6.htm (Bemerkungen Huber)
http://www.re.shuttle.de/re/mcg/deutsch/schlemih.htm (naiver Kommentar)
http://clan.ch/wyss/chamisso.htm (beinahe völlig gleich!)
http://www.ph-heidelberg.de/wp/rank/fantastik/THEORIEN/patzelt/pat_04.htm (Phantastik in der Literatur)
Nachtrag (10/2010):
http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/deutsch/unterrichtseinheiten/texte/schlehmil.pdf (Bedeutung des Schattens)
http://de.wikipedia.org/wiki/Doppelgänger (Lit. Motiv: Doppelgänger)
http://limotee.ch/teufelsbundner/ (Lit. Motiv: Teufelspakt, Teufelsbündner)
http://www.e-teaching-austria.at/02_cont/03content/03_deutsch/laptop7a/referat/schlemihl.ppt (11 Folien)
http://www.co-lab.ch/fab/downloads/vortrag_manfred2.pdf (Interpretation im Rahmen einer Zeittheorie: Antike / Moderne / Postmoderne)
http://www.dokumente-online.com/thomas-manns-essay-chamisso-seminararbeit-deutsch-heinrich-heine-universitaet-duesseldorf-2009.html (zu Thomas Manns Essay „Chamisso“)
http://www.pitt.edu/~dash/schlemihl.html (Text) und noch einige Schülerarbeiten (i.W. Nacherzählungen)
Inzwischen gibt es eine neue Ausgabe in der Suhrkamp BasisBibliothek.
Entdeckung 2010: In Andersens Märchen „Der Schatten“ wird die Geschichte umgedichtet (mit Anspielung auf Chamissos Erzählung) und weitergesponnen: Ein Gelehrter verliert seinen Schatten, der sich dann selbständig macht und zu einem Menschen wird; der, selber schattenlos, will seinen Herrn als Schatten gewinnen. Er überredet ihn zu einer Reise und macht sich dessen Gelehrsamkeit zunutze; als er Gelegenheit hat, eine Königstochter zu heiraten, weigert sich der Herr, der bereits „Sie“ zum Schatten sagen muss, den Betrug mitzumachen. Der Schatten lässt ihn verhaften und umbringen, heiratet selber jedoch die Königstochter. – Diese Erzählung ist anfangs mit dem Motiv verbunden, dass der Gelehrte von der Poesie verzaubert wird, die doch niemand zu Gesicht bekommt und in deren Räume er seinen Schatten schickt; der Schatten seinerseits ist so stark geworden, weil er sich in der Nähe der Poesie selbst begriffen hat und so Mensch geworden ist, der dann sieht, was niemand sehen soll: „Übles bei den Nachbarn“; mit dieser Kenntnis hat er die anderen unter Druck gesetzt, ihn reich zu machen. Dieses Poesie-Motiv verschwindet später völlig hinter der Schattengeschichte, ein Schwäche dieser Erzählung.
Vergleiche auch die Erzählung „Schlemiel“ von Leopold H. Kompert, in „Aus dem Ghetto. Sechs Erzählungen“, Leipzig o. J. (https://archive.org/details/ausdemghetto00kompuoft/page/46), wo auch die Bedeutung von „Schlemiel“ erklärt wird. Von E. T. A. Hoffmann gibt es die Erzählung „Das verlorene Spiegelbild“, die ersichtlich nach dem Vorbild von Chamissos Novelle geschrieben ist: https://www.projekt-gutenberg.org/etahoff/spiegel/spiegel.html. Ganz anders ist Gogols Erzählung „Die Nase“ (http://www.zeno.org/Literatur/M/Gogol,+Nikolaj+Vasilevi%C4%8D/Erz%C3%A4hlungen/Die+Nase) konstruiert, wo die verlorene Nase nach einiger Zeit wieder an ihren Platz zurückkehrt.