Über Rezensionen und Buchbesprechungen

Wozu liest man eine Rezension? Ich lese Besprechungen, um mich über Bücher zu informieren, die ich nicht kenne; auf eine begeistere Rezension reagiere ich gelegentlich so, dass ich das gelobte Buch erwerbe, um es bald zu lesen. Manchmal bleibt es bei diesem guten Vorsatz; gelegentlich bin ich auch davon enttäuscht, dass meine durch das Lob geweckten Erwartungen sich nicht erfüllen. So ist es mir mit Henning Ritter: Notizhefte, ergangen – dabei hatte nicht nur Thomas Steinfeld das Buch in den Himmel erhoben („Wie wenige es sind, mit denen es sich reden lässt“, SZ 7.12.2010, S. 9): Ich habe Ritters Buch nicht zu Ende gelesen, so sehr habe ich mich über dessen hochtrabendes Gerede geärgert (https://norberto42.wordpress.com/2011/01/10/henning-ritter-notizhefte-berlin-2010-besprechung/).

Bei google findet man unter „Rezensionen OR Besprechungen“ ungefähr 35.200.000 Ergebnisse (25.10.2012) – ich schließe daraus, dass kein Mensch das Rezensionswesen oder -unwesen überblickt. Bekannt und auf ihre Weise berühmt sind die Feuilletons der großen Zeitungen, z.B. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/ oder http://www.zeit.de/kultur/literatur/index; aber auf die ist manchmal kein Verlass, sie loben Bücher zu oft und zu heftig. Die zahlreichen fachwissenschaftlichen Rezensionsfabriken beachte ich hier nicht, sie dürften den Interessenten bekannt sein. Einen Hinweis verdient aber das halbpopuläre Spektrum der Wissenschaft (http://www.spektrum.de/page/p_sdwv_sd_rezension&_z=859070).

Die Österreicher sind wieder einmal im Zusammenhang „Schule und Internet“ einen Schritt weiter als die Deutschen, sie haben http://rezensionen.schule.at/. Das Goethe-Institut hat ein entfernt analoges Angebot mit seinem Überblick über Rezensionsquellen (http://www.goethe.de/ins/nl/ams/prj/kij/link/rez/deindex.htm). Einen regelrechten Linkservice gibt es bei http://www.bsz-bw.de/SWBplus/linkliste/linkli-01.shtml.

Das Internet gibt aber auch den Nichtjournalisten, die man früher Leseratten nannte, Gelegenheit, Bücher zu rezensieren und ihre Besprechungen sogar auf Dauer präsent zu halten. Sie sind vielleicht ehrlicher als die Profis, aber nicht immer so kompetent. So sind im Blog http://www.leselupe.de/blog/ viele Leser als Rezensenten aktiv oder potenziell aktiv. Ähnlich arbeitet das von Jan Rintelen geleitete Blog http://www.rezensionen.ch/ – da gibt es Übersichten über die nach Kategorien sortierten Besprechungen. Bereits ins Professionelle scheint das Blog http://www.literaturnetz.com/ zu gehen (s. Impressum). http://www.u-lit.de/rezension/rezensionstart.html ist eines von vielen Literaturmagazinen, die regelmäßig ihre Besprechungen anbieten (vgl. auch http://www.versalia.de/rezensionen.php usw.).

Bleiben zum Schluss die echten Einzelkämpfer zu würdigen. Als ersten bzw. erste nenne ich http://www.buecherrezensionen.org/; hier schreibt ein inzwischen pensioniertes Kollegenpaar mit großer Sachkenntnis und Liebe seine Eindrücke nieder. Ebenfalls positiv vom durchschnittlichen Angebot hebt sich http://biblionomicon.blogspot.de/ ab; dort gibt es auch Links zu weiteren Bibliomanen.

Eher schlicht sind dagegen Blogs wie http://amelie-rezensionen.blogspot.de/ oder http://tanjaisaddictedto.blogspot.de/, neben vielen anderen selbstverständlich. Den Rubikon zur bloßen Vermarktungsinstanz hat Marcel Korstian überschritten; dessen Blog braucht man nicht zur Kenntnis zu nehmen, deshalb wird es auch nicht verlinkt.

Vergessen wir zum Schluss nicht den Zweck der Rezensionen: Sie sollen uns nicht vom Lesen der besprochenen Bücher abhalten, sondern in begründeten Fällen dazu anhalten – auch wenn es Leute gibt, die meinen, fürs Partygeplauder sei man mit einer Rezension beinahe schon überinformiert.

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