„An jenem Tag im blauen Mond September…“
Text des Gedichts
http://erinnerungsort.de/erinnerung-an-die-marie-a.-_135.html
Als „Quelle“ oder Anregung für Brechts Gedicht (entstanden 1920) gilt heute primär der alte Schlager „Verlor’nes Glück“; dessen Text findet man unter http://de.wikisource.org/wiki/Verlor%E2%80%99nes_Gl%C3%BCck.
Die große Interpretation, der ich nicht viel hinzuzufügen habe, ist http://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerung_an_die_Marie_A.; allerdings ist die Wolke bei Brecht eher eine Metapher des Vergessens, vgl. „Ballade vom Tod der Anna Gewölkegesicht“: „Mit Kirsch und Tabak, mit Orgeln und Orgien / Wie war ihr Gesicht, als sie wegwich von hier? / Wie war ihr Gesicht? Es verschwamm in den Wolken. / He, Gesicht! Und er sah dieses weiße Papier!“ (2. Str.; vgl. auch Str. 4 und 5: http://dtserv2.compsy.uni-jena.de/ss2012/ndlger/57880477/content.nsf/Pages/7E25B099F14880F5C1257A23004CFCE2/$FILE/PPP_Textanalyse_10.ppt, dort Folie 11; Anna Gewölkegesicht steht für das gleiche Mädchen wie Marie A.)
Wichtig fürs erste Verstehen sind die Abschnitte
– Biographischer Kontext,
– Literarische und musikalische Quellen,
– Veröffentlichungen,
– Vortragsanweisungen,
– Interpretationen, darin v.a.
– – Form und Symbolik,
– – Rezeptionsgeschichte,
– (Weitere Verwendung der Motive bei Brecht: fürs zweite Verstehen)
– (Vertonungen: ebenfalls fürs zweite Verstehen).
Jan Knopfs Analyse („Sehr weiß und ungeheuer oben“, in: Interpretationen. Gedichte von Bertolt Brecht. Hrsg. von Jan Knopf, RUB 8814, Stuttgart 1995, S. 31 ff.) sei ganz knapp referiert:
- Brechts Gedicht ist eine Parodie des Schlagers „Verlor’nes Glück“; die erste Überschrift (Sentimentales Lied No. 1004) setzt den Text „in ironische Anführungszeichen“.
- Das Gedicht setzt Stimmungswerte, die es als unmittelbar erlebnishaft erscheinen lassen (klangliche Bezüge, rhythmische Leitmotive, Alliterationen, Assonanzen). „Dennoch läuft alles auf Desillusionierung hinaus.“ Es liegt kein Liebesgedicht vor.
- Das Gedicht steht in „Bertolt Brechts Hauspostille“. „Vergehen und Lebensgenuß sind die zwei großen Themen der Hauspostille.“ Dass bereits das Vergessen im Leben den Lebensgenuss gefährdet, sagt „Erinnerung an die Marie A.“. So ist auch nach diesem Gedicht gemäß Brechts Anweisung „Gegen Verführung“ zu lesen: als Mahnung, das Leben in vollen Zügen zu schlürfen.
Weitere Interpretationen:
http://www.phil1.uni-wuerzburg.de/fileadmin/05010200/user_upload/Mitarbeiter/Will/ss2007_ps_02_marie.pdf (kurz: Thesenpapier)
http://www.khristophoros.net/brecht.html
Vortrag
http://www.youtube.com/watch?v=DwHJl6odja0 (Andreas Risses Rezitation, gut)
http://www.youtube.com/watch?v=0foN1rnr83g (Rezitation Fritz Stavenhagens, problematisch)
http://www.youtube.com/watch?v=yFI4MraJLO0 gesungen (D. Niezing)
http://www.youtube.com/watch?v=7RC5op37j-0&feature=related (dito)
http://www.youtube.com/watch?v=ZYR0OZZQKDo&feature=related (gesungen von E. Busch)
Zu „Bertolt Brechts Hauspostille“ als Kontext:
An dieser Stelle soll auf einige methodische Probleme hingewiesen werden: 1. Das Gedicht ist seit 1924 mehrfach veröffentlicht worden, ehe es 1927 in „Bertolt Brechts Hauspostille“ stand – muss man es im Kontext der Hauspostille verstehen, oder hat es sein Recht auch außerhalb dieses Kontextes, oder eher im Kontext des ganzen Werkes Brechts? 2. Die erste Überschrift „Sentimentales Lied No. 1004“ ist von Brecht getilgt worden – darf man sich trotzdem noch auf ihn zum Verständnis des Gedichts berufen? 3. Wie wörtlich ist die einleitende „Anleitung zum Gebrauch der einzelnen Lektionen“, also die Gebrauchsanweisung Brechts für die Hauspostille zu nehmen – gehört sie vielleicht eher zur Selbststilisierung Brechts?
Forschungsliteratur zur Lyrik Brechts: